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Szene

Die Kettlebell-Communities der Welt

Ein Treffpunkt der deutschen Kettlebell-Szene ist das jährliche RKC Sommercamp in Pfaffenhofen bei München

In den USA, Osteuropa und Deutschland haben sich regionale Kettlebell-Communities etabliert, die sich im Training, der Verbreitung und kulturellem Hintergrund unterscheiden. 

Die Kettlebell-Community der USA

  • Ursprünge und Verbreitung: Die Kettlebell wurde in den frühen 2000er Jahren durch russische Trainer wie Pavel Tsatsouline in den USA populär. Pavel gilt als Schlüsselfigur, der das Kettlebell-Training im Westen bekannt gemacht hat
  • Integration: Kettlebells sind in CrossFit-Boxen, Fitness-Studios und militärischer Ausbildung weit verbreitet
  • Wettbewerbe und Events: In den USA gibt es eine wachsende Szene für den Kettlebell-Sport, auch bekannt als Girevoy Sport, sowie zahlreiche Workshops und Zertifizierungen für Trainer
  • Medien und Einfluss: Online-Kurse, Social-Media-Influencer und YouTube-Kanäle tragen zur Verbreitung und Popularisierung der Kettlebell bei. Die USA sind weltweit wohl führend in der Produktion von Kettlebell-Inhalten

Die Kettlebell-Community in Osteuropa

  • Historischer Hintergrund: Die Kettlebell hat ihre Wurzeln in Russland, wo sie in der Landwirtschaft als Gewicht verwendet wurde, bevor sie zu einem Sportgerät wurde
  • Kulturelle Verankerung: In Ländern wie Russland und der Ukraine ist die Kettlebell tief in der Sportkultur verwurzelt und wird auch in der militärischen und polizeilichen Ausbildung eingesetzt
  • Wettbewerbe: Der Girevoy Sport ist in Osteuropa sehr populär, und es gibt lokale, nationale und internationale Wettkämpfe. Die besten Athleten der Region dominieren oft die Weltmeisterschaften in diesem Sport
  • Gemeinschaft und Austausch: Die Kettlebell-Community in Osteuropa ist stark vernetzt, mit einem Fokus auf technischer Perfektion und traditionellem Training. Es gibt weniger kommerzielle Fitness-Trends und mehr die Erhaltung und Weitergabe des etablierten Trainings

Die Kettlebell-Community in Deutschland

  • Adaption und Wachstum: In Deutschland hat das Kettlebell-Training in den letzten Jahren einiges an Popularität gewonnen, insbesondere in der funktionalen Fitnesss und im Kampfsport
  • Bildung und Zertifizierung: Deutsche Trainer legen großen Wert auf eine fundierte Ausbildung und Zertifizierung. Es gibt Workshops und Kurse, die sich auf Technik, Sicherheit und Effektivität konzentrieren
  • Verbreitung und Nutzung: Kettlebells sind in Deutschland in Fitness- und Kampfsport-Studios sowie CrossFit-Boxen zu finden

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Trainer

Frauen-Power an der Kettlebell

Martina Korte aus dem Großraum Hamburg hat im Mai 2024 die Zertifizierung zum „Strongfirst Level 2 Instructor“ geschafft. Diese Prüfung wurde von Kettlebell-Pionier Pavel Tsatsouline entwickelt und berechtigt zur Ausbildung von Trainern.

Geboren in Hamburg, betreibt Martina seit 2020 ihr Studio in Lübeck (75 km von Hamburg über die A1). Auf 100 qm bietet sie dort 1:1 Personal Training, 1:3 Personal Training und Kettlebell Kleingruppen-Training an. Neben Kettlebells, Rack und Langhanteln integriert Martina Korte oft und gern auch Ringe ins Training.

Wandlung durch Kraft und Willen

Wie Martina auf ihrer Website schreibt, war ihre Jugend in den 40ern gefühlt vorbei. Dann kam die Wende: Martina Korte beschloss, eine bessere Version ihrer selbst zu werden.

  • Wie begann deine Reise mit der Kettlebell?

Um 2014 buchte ich ein Probe-Training in einer Crossfit Box. Uns wurden Kettlebells in die Hand gedrückt mit der Anweisung, den Rücken beim Schwung gerade zu halten. Als ich mehr darüber wissen wollte, erhielt ich weder im Gym noch auf Youtube eine befriedigende Auskunft.

Dann entdeckte ich, dass wir in Lübeck mit Andy Wiechmann einen RKC-zertifizierten Trainer haben. 2015 besuchte ich einen Anfängerkurs bei Andy und war restlos mit dem Kettlebell-Virus infiziert!

  • Welcher Kettlebell-Pionier hat dich besonders beeinflusst?

Definitiv Andy Wiechmann als RKC Teamleader. Nach dem Anfänger-Kurs blieb ich für 5 Jahre bei ihm im Gym. Später habe ich weitere Anfängerkurse als Co-Trainerin begleitet. Ich bin für diese Zeit sehr dankbar. Ich habe viel von Andy mitnehmen können, nicht nur übers Kettlebell Training, sondern auch über Langhanteln und das Bodyweight-Training!

Auch Pavel Tsatsouline ist mein großes Idol. Er hat ein geniales Trainings-System entwickelt und das Kettlebell-Training mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der russischen Gewichtheber verbunden. Ich habe seine Bücher verschlungen!

2023 hatte ich endlich das Glück, einen von Pavel Tsatsouline persönlich geleiteten Workshop zu besuchen, den Strong Endurance Workshop!

  • Was ist deine Mission, was möchtest du deinen Schülern vermitteln?

Das Wichtigste im Hardstyle-Kettlebell ist einfach: Qualität vor Quantität! Andy Wiechmann hat immer gesagt: Bewege dich erst besser, dann mehr! Die harte Arbeit beginnt erst, wenn man die Bewegungs-Qualität als selbstverständlich integriert hat.

Bei mir bedeutet Training immer: Lernen! Wer nicht lernen und an sich arbeiten will, ist bei mir falsch.

  • Auf deiner Website hebst du hervor, wie dir das Training gesundheitlich und mental sehr geholfen hat.

Bewegungs-Qualität ist der Schlüssel zu mehr Gesundheit und mehr Kraft! Viele orthopädische Probleme ergeben sich aus mangelnder Mobilität, mangelnder Stabilität und mangelnder Kraft. All diese drei Kompetenzen trainieren wir mit der Kettlebell. Immer nach dem Prinzip: Mobilität vor Stabilität vor Kraft!

Da das Kettlebell-Training sehr explosiv ist, fördert es den Aufbau der schnell zuckenden Muskelfasern (Typ 2). Diese gehen uns im Alter schneller verloren. Der Aufbau dieser Muskelfasern verleiht uns gefühlt mehr Jugendlichkeit und mehr Power!

Auch eine Stärkung des Geistes geht mit dem Aufbau der körperlichen Kraft einher. Durch das zum Teil sehr anstrengende Training wird außerdem eine hohe Stress-Resilienz trainiert.

  • Wie stehst du zum Thema „Frauen und die Kettlebell“? 

Meiner Erfahrung nach ist die Kettlebell hervorragend zum Kraft-Training für Frauen geeignet.

  1. Kettlebells wirken im Vergleich zur Langhantel kleiner und zarter. Frauen trauen sich dadurch eher an die Gewichte heran. Meiner Erfahrung nach haben immer noch zu viele Frauen Angst vor großen Gewichten.
  2. Frauen sind oft akkurater in der Übungs-Ausführung. Sie setzen das Prinzip der Bewegungs-Qualität oft besser um und sind dadurch technisch oft besser als Männer!
  3. Frauen sind auch beweglicher als Männer. Diese Kompetenz ist im Kettlebell-Training enorm wichtig, und dadurch sind Frauen einfach sehr gut!

3 Tipps für Einsteiger

  • Suche einen qualifizierten Kettlebell-Trainer, zumindest für die ballistischen Übungen. Der Swing ist eine schwer zu erlernende Übung, die sollte man nicht einfach aus einem Video abschauen
  • Wenn du einen qualifizierten Trainer gefunden hast, starte nicht mit zu kleinen Gewichten! Frauen nicht unter 8 kg bis 12 kg, Männer nicht unter 12 kg bis 16 kg
  • Wenn du keinen Trainer gefunden hast, können die Gewichte gar nicht klein genug sein!

Das Fazit von Martina Korte

  • Kettlebell Training ist genial für Menschen, die nicht nur körperlich etwas für sich tun wollen, sondern auch geistig wachsen wollen
  • Es ist nicht ganz einfach zu erlernen, weil die Gewichte zu schwer sind, sondern weil alle Übungen sehr komplex sind!
  • Mit dem Erlernen und Trainieren der Übungen wächst auch die Gehirn-Kapazität. Die Haltung wird aufrecht, und durch die aufrechte Haltung werden wir selbstbewusster.

Eine Kettlebell-Laufbahn

  • 2016 bestand Martina Korte im Rahmen des RKC Sommercamps den „kleinen“ HKC-Kettlebell Trainer-Schein als erste Dragondoor-Lizenz
  • Zuvor hatte sie bereits eine B-Lizenz fürs Fitness-Training sowie eine Lizenz als Personal Trainer und Functional Trainer, mit der sie bei Holmes Place als Personal Trainer arbeitete
  • 2017 erhielt Martina Korte die RKC 1 Lizenz. Fünf Jahre später strukturierte sich RKC in Deutschland neu. Da sich Dragondoor USA weitgehend zurückzog, entwickelte die deutsche Community eine eigene RKC-Lizenz mit 4 Stufen von A bis D
  • Es gab neue Tests, neue Handbücher, neue Workshops. Martina rezertifizierte zunächst die D- und C-Lizenz. Als es 2022 erstmals eine Strongfirst SFG 1 Zertifizierung in Deutschland gab, entschied sie sich zur Teilnahme und bestand

Es ist Martina wichtig, ein international gelisteter Kettlebell Instructor zu sein. Bei Strongfirst kann sie auf eine große und sehr informative Webseite zugreifen. „Wer sich übers Kettlebell-Training informieren möchte, kommt am Blog und Forum von Strongfirst einfach nicht vorbei“.

2024 bestand Martina Korte die SFG 2 Zertifizierung. „Endlich habe ich mein Ziel aus 2017 erreicht und bin Strongfirst Level 2 Instructor!“

Mehr über Martina Korte aus dem Großraum Hamburg

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Anfänger Tagebuch Trainer

Lernen an der „YouTube-Universität“?

Mehrere Trainer haben mich bereits vor der „YouTube-Universität“ gewarnt. Ich kann mir vorstellen, was sie damit meinen: Auf Youtube und in den Social Media, darunter Facebook oder Instagram, findest du tonnenweise Videos und Lehr-Material zum Kettlebell-Training.

Die Vorteile

  • Kostenlos: Fast alle Kettlebell-Clips lassen sich gratis ansehen. Darunter auch hochwertiges Material von bekannten Trainern wie Pavel Tstsouline („Enter the Kettlebell“) aus den USA
  • Rund um die Uhr: Die Videos stehen 24×7 zur Verfügung. Du kannst sie auf deinem Endgerät abrufen und anschauen, wann und wo immer du möchtest
  • Endlos viel: Du kannst nicht mehr überblicken, wie viel Material abrufbereit ist. Aus Deutschland, den USA und Osteuropa, wo eine Kettlebell fast in jedem Haushalt zu finden ist

Es gibt auch Nachteile

  • Nur zu Werbezwecken: Die großen Trainer verschenken ihr Wissen nicht. Du siehst nur Teaser, die richtig guten Tipps gibt’s hinter der Paywall und kosten Geld
  • Nicht nur gute Trainer: Jeder darf Kettlebell-Videos online veröffentlichen. Leider auch Trainer ohne Zertifizierung oder didaktische Erfahrung. Da jeder alles veröffentlichen darf, ist auch viel Schrott darunter
  • Kein Feedback: Du schaust dir die Videos an und versuchst, die Übungen selbst auszuführen. Aber keiner kümmert sich darum, ob du eine Übung gut drauf hast oder ob du dir damit schadest

Auch Trainer haben Nachteile

  • Es gibt nicht viele: Die Arbeit mit der Kettlebell ist in Deutschland noch immer eine winzige Nische, und kompetente Trainer sehr schwer zu finden
  • Nicht nur gute Trainer: Es gibt keine geregelte Ausbildung zum Kettlebell-Trainer. Jeder darf sich so nennen, auch wenn er oder sie keine Qualifikation vorweisen kann
  • Feste Zeiten: Wo Kettlebell-Training angeboten wird, müssen die Teilnehmenden pünktlich anwesend sein. Wer etwas Anderes vorhat oder zu spät kommt, hat Pech
  • Gebühren: Die Zeit und das Studio eines Trainers kosten Geld, das von den Schülern zu bezahlen ist

Die Realität, das Fazit

  • YouTube und die Social Media kosten nix, aber was sie bringen, ist Glücks-Sache und oft zweifelhaft
  • Ein guter Trainer ist durch nichts zu ersetzen. Er oder sie beobachtet dich im Training, erkennt deine Schwächen und zeigt dir die richtige Durchführung einer Übung
  • Wenn du das Glück hast, dass es in deiner Nähe Kettlebell-Training gibt, dann scheue nicht die Kosten, sondern lerne die Technik von Grund auf und von einem kompetenten Ausbilder.

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Business Szene

Der Mann hinter Pavel 

Mit dem Siegeszug der Kettlebell im Westen ist ein Name verbunden: Pavel Tsatsouline. Er machte die Kettlebell populär, aber dazu war er auf jemanden angewiesen. Pavels Erfolge hätte es ohne diesen Mann nie gegeben: John Du Cane. 

Als Brite 1949 in Südafrika geboren und Absolvent der Universität Cambridge, war er

  • Verleger
  • Autor
  • Filmemacher

John Du Cane war Gründer und CEO von Dragon Door Publications aus Little Canada, Minnesota und Autor von Büchern, Videos und DVDs über Taichi und Qigong. Zwischen 1972 und 1975 drehte er über 30 Filme.

1998 veröffentlichte Pavel Tstsouline seinen Artikel „Wodka, Gurkensaft, Kettlebell-Training und andere russische Zeitvertreibe“ in der Kraftsport-Zeitschrift „Milo Magazine“. Du Cane wurde auf Pavel aufmerksam. Zu der Zeit lief sein Verlag Dragon Door nicht wirklich gut, John musste seine Kasse als Chauffeur aufbessern.

1998 veröffentlichte Dragon Door das Buch „Power to the People“ von Pavel Tsatsouline, heute ein Klassiker übers Kraft-Training. Im gleichen Jahr schlug Pavel vor, zusammen mit John Du Cane die Kettlebell in den USA ganz groß rauszubringen. 

John ließ sich überzeugen und gab die Produktion von gusseisernen Kettlebells nach russischer Art in Auftrag. Eine Gießerei in St. Paul, Minnesota goss die ersten Kettlebells der USA mit 16, 24 und 32 kg. Die Zielgruppe waren also wirklich starke Typen, die mit weniger Gewicht nichts anfangen konnten.

Russian Kettlebell Challenge2001 veröffentlichte Dragon Door das Buch „The Russian Kettlebell Challenge“ (RKC) von Pavel Tsatsouline. Zu dieser Zeit war die Kettlebell im Westen noch immer fast unbekannt, es gab keine anderen Bücher oder Kurse, das Internet lag noch in den Kinderschuhen.

Um Kettlebells so richtig erfolgreich zu machen, brauchten beschlossen Pavel und John, zur führenden Autorität im Kettlebell-Training zu werden. Dazu gründeten sie das erste Programm zur Ausbildung und Zertifizierung von Kettlebell-Ausbildern, die Russian Kettlebell Challenge (RKC).

 2012 stieg Pavel aus und gründete Strong First, sein derzeitiges Institut zur Förderung des Kettlebell-Sports weltweit.

Weitere Infos:

www.johnducane.com

www.dragondoor.com

www.strongfirst.com

 

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