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Senioren Tagebuch Training und Workout Zubehör

Schwer ist leicht was

Seit kurzem besitze ich ein iPad von Apple, dazu die Sport-Uhr Polar Unite mit der Polar Flow App und dem Brustgurt Polar H9. Klingt nach Spielerei – ist es aber nicht. Für mich ein echter Fortschritt im Training, und ich definiere meine Kettlebells ganz anders damit. Aber dazu später.

eBook-Reader, Timer und Puls

Das iPad nutze ich gerne als eBook-Reader. Was auf dem iPhone zu klein und auf dem MacBook zu unhandlich war, passt jetzt perfekt. Ich kann meine eBooks von Pavel Tsatsouline fast wie ein richtiges Buch lesen:

Die Sport-Uhr Polar Unite trage ich rund um die Uhr. Sie zählt die Schritte, analysiert meinen Schlaf, und beim Workout zeigt sie den Puls in farbigen Bereichen an. 

Besonders wertvoll: Bei der Berechnung der Trainings-Zonen und der Belastung berücksichtigt die App mein Alter. Ich trainiere also nicht nach einer starren Norm, sondern in einem Rahmen, der für meine 68 Jahre realistisch und gesund ist. 

Das passiert so: Polar ermittelt aus dem Geburt-Jahr, das ich in der App eingebe, meinen Maximal-Puls. Standard-Formel: ca. 220 minus Alter (bei mir also um die 152 Schläge/Min). Aus diesem Maximal-Puls berechnet Polar die Herzfrequenz-Zonen und zeigt mir an, in welcher Zone ich mich befinde: Moderat oder intensiv, wie auf einer Ampel in Grün, Gelb und Rot.

An der Farbe erkenne ich, wann ich für den nächsten Satz bereit bin. Wo ich früher aus dem Bauch heraus trainiert habe, sehe ich jetzt live und in Farbe, wie mein Körper reagiert.

Mehr Gewicht!

Und jetzt das Spannende: Ich arbeite mit höheren Gewichten! Meine Kettlebells sind auf unsere Wohnung im 3. OG und den Keller verteilt – oben die leichten und im Keller die schweren. In meinem Zimmer stehen zwei Kettlebells mit 8 kg, zwei mit 16 kg und eine Competition Kettlebell mit 20 kg. 

In „Return of the Kettlebell“ beschreibt Pavel Tsatsouline die „Doubles“, also das Training mit zwei Kettlebells. Und siehe da, plötzlich habe ich oben nur noch drei Kugeln:

  • 16 kg (2 x 8 kg)
  • 20 kg
  • 32 kg (2 x 16 kg)

So machen Pavel und Polar mein Training etwas härter – aber auch smarter. Und am Ende des Tages ist es genau das, was zählt: Kontrolle, Progression und ein Setup, das mich ans Limit bringt.

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Literatur Tagebuch Trainer

Ein Workout-Buch mit Cheat Code

Bücher, vor allem aber Videos zum Kettlebell-Training sind nicht gerade selten. Was eher fehlt, sind systematische Trainings-Pläne für die zahlreichen Ziele, die du mit der Kettlebell erreichen kannst.

In diese Lücke stößt das Softcover-Buch „50 Workouts mit der Kettlebell“ von Frank Delventhal aus Hamburg. Es erschien in der „50 Workouts“-Reihe des Riva-Verlags, andere Titel der Reihe behandeln Bodyweight-Übungen, Abnehmen oder Beweglichkeit.

Schon 2014 hat sich der Riva-Verlag mit Kettlebells beschäftigt, damals erschien „Das große Kettlebell-Trainingsbuch“ von Dr. Till Sukopp. Ich hätte beim Verlag ein kostenloses Besprechungs-Exemplar des Werkes von Frank Delventhal anfordern können, aber ich habe das Buch mit eigenem Geld bezahlt, damit ich eine neutrale Rezension schreiben kann.

Das Buch von Frank Delventhal hat ein ansprechendes Format, etwas kleiner als DIN-A4 und so groß wie ein iPad von Apple. Die 50 Kettlebell-Workouts werden auf der linken Seite beschrieben, rechts sind die einzelnen Übungen abgebildet. Den 50 Workouts folgen 22 Seiten mit allen Übungen, die Seitenzahlen sind auch in der Beschreibung des Workouts angegeben. Die Erlernbarkeit der Übungen ist den Stufen Anfänger, Fortgeschritten und Profi zugeordnet.

Auf Anfrage sagte uns Frank dazu: „Das Buch ist ein Workout-Buch, denn es beschreibt nur effektive, zielgerichtete Workouts und ist nicht als Kettlebell Technik-Buch zu verstehen.“

Eine Besonderheit von Frank Delventhal ist das Workout mit dem Anstrengungs-Grad „RIR“ („Reps in Reserve“). Das bedeutet: Du wählst dein Gewicht und die Reps so, dass du noch mehrere Reps in guter Form anschließen könntest. Frank ist der einzige Autor, den ich gelesen habe, der mit dem RIR-Konzept arbeitet, also wie viele Wiederholungen man nach einem Set noch im Tank hätte.

Vorteile von „Reps in Reserve“

  • Steuerung der Belastung: Beim Press, Row oder Curl kann man mit RIR sehr gut einschätzen, ob man sauber trainiert oder zu früh ins Muskelversagen geht
  • Progression sichtbar: Wenn du nach mehreren Wochen Training eine Kettlebell häufiger mit den gleichen RIR drücken kannst, bist du eindeutig stärker geworden
  • Gesundheit: Du kannst besser verstehen, wie lange du für die Erholung nach einem Training brauchst. Dass du nicht zu viele Reps oder Gewichte schaffen willst, schont die Gelenke und schützt damit deine Gesundheit

Das Fazit

Die 12 Euro für das Buch sind gut angelegtes Geld, egal ob Einsteiger oder Profi. Ich selbst nehme das Buch ständig in die Hand, da ich immer wieder Neues darin entdecke, das andere Autoren wie Pavel Tsatsouline oder Johannes Kwella nicht so direkt ansprechen.

Zum Buch gibt es auch einen „Cheat Code“. Dabei handelt es sich um vier Buchseiten, die nicht mehr in das gedruckte Werk reinpassten. Die fehlenden Seiten eignen sich für Coaches und Kettlebell-Enthusiasten, die einen eigenen Trainings-Plan erstellen wollen, der über ein einzelnes Workout hinausgeht. Frank hat uns versprochen, daraus ein separates Produkt zu entwickeln. Wer das dann haben möchte, kann sich in seinen Newsletter eintragen.

Frank Delventhal: „50 Workouts mit der Kettlebell“. Riva Verlag, München, August 2025. Soft-Cover, 144 Seiten. Abmessungen: 19 x 1 x 24 cm. ISBN: 978-3-7423-2895-3. 12 Euro

Fotos (2): Moritz Richter, https://moritzrichter.com/

Weitere Infos: www.hamburg-kettlebell-club.de

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Literatur Tagebuch

Die Bewegung zählt

Unter Kraft-Sportlern und Kettlebell-Freaks gilt „Return of the Kettlebell“ von Pavel Tsatsouline als Klassiker, ist aber außerhalb dieser Kreise oft unterschätzt. Der Grund: Viele Fitness-Fans kennen nur „Swing, Clean, Snatch“-Videos, aber nicht die tiefer gehenden Ansätze, die Pavel vermittelt.

  • Merksatz von Pavel: “Train movements, not muscle!”

Zentrale Prinzipien

Progressive Spannung (Tension)

  • Prinzip: Spannung im Körper erzeugt Effizienz und Sicherheit
  • Praxis: Beim Swing, Clean oder Press die Muskeln in Rumpf, Rücken und Hüfte bewusst anspannen, bevor die Bewegung startet
  • Effekt: Mehr Kraft-Übertragung, Stabilität und Schutz der Gelenke

Minimal, aber konsequent

  • Prinzip: Weniger Übungen, aber richtig ausgeführt, sind effektiver als viele Halb-Wiederholungen
  • Praxis: Pavel empfiehlt bewährte Drills wie Swing, Goblet Squat, Turkish Get-Up, Clean & Press regelmäßig, statt endlos neue Varianten zu probieren
  • Merksatz: “Do less, but do it perfectly!”

Drei Bonus-Tipps von Pavel: 

1. Doubles (Doppelte Kettlebells)

  • Ziel: Korrigiert muskuläres Ungleichgewicht, verstärkt Griffkraft und Core-Stabilität
  • Praxis: Double Front Squat oder Double Clean
  • Effekt: Du baust nicht nur Kraft, sondern auch Koordination und Körper-Kontrolle auf

2. Ladders (Leiter-Prinzip)

  • Prinzip: Progressive Wiederholungen, die die Muskeln graduell ermüden
  • Praxis: Beispiel: 1-2-3-4-3-2-1 Wiederholungen für Swing oder Press
  • Effekt: Optimal für Kraft-Ausdauer, steigert Volumen ohne totale Erschöpfung

3. Grease the Groove (GTG)

  • Prinzip: Häufige, submaximale Wiederholungen über den Tag verteilt
  • Praxis: Wenn möglich, 3 bis 10 saubere Wiederholungen mehrmals am Tag
  • Effekt: Stärkt neuromuskuläre Verbindungen, erhöht die Effizienz der Bewegung ohne große Ermüdung

Fazit: „Return of the Kettlbell“ ist subtil, praxisnah und tief. Pavel verkauft keine schnellen Fitness-Wunder, sondern echte Kontrolle und Kraft. Wer es liest und versteht, bekommt eine der solidesten Kettlebell-Ausbildungen überhaupt.

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Literatur Tagebuch

Der Mann, der mich zur Kettlebell holte

Eins vorweg: Ich schreibe hier nicht über Pavel Tsatsouline, der die Kettlebell im Westen bekannt machte. Der Ex-Sowjet gründete in den USA die Russian Kettlebell Certification (RKC) und StrongFirst und veröffentlichte mehrere Standard-Werke zum Thema.

Hier geht es um Timothy Ferriss, geboren 1977 in East Hampton bei New York. Als 2010 sein Bestseller „Der 4-Stunden-Körper“ erschien, machte er den Kettlebell-Swing zur Geheimwaffe für Menschen, die in kurzer Zeit Fett verlieren und Kraft aufbauen wollten.

„Wenn du nur eine Sache machst, dann mach Swings!“

Tim Ferriss erzielte mit 15 bis 20 Minuten Kettlebell-Training signifikante Veränderungen bei Gewicht, Ausdauer und Körper-Haltung. Sein Programm: Zwei- bis dreimal pro Woche 75 bis 150 Swings, häufig mit einer 24-kg-Kettlebell.

Das Kapitel „Stärker werden“ im „4-Stunden-Körper“ enthält sogar Beiträge von Pavel Tsatsouline. In seinem Beitrag nennt Pavel selbst zwei fundamentale Drills:

„The two best all-around exercises are the dead lift, and the kettlebell swing!“

Pavel steuerte nicht nur die technische Grundlage bei, sondern auch die Philosophie dahinter: Spannung, richtige Atmung und die Idee, Kraft systematisch aufzubauen. Begriffe wie „Tension“ oder „Grease the Groove“ fanden über Ferriss den Weg zu einer breiten Leserschaft.

Der Multiplikator

Während Pavel Anfang der 2000er-Jahre über den Verlag „Dragon Door“ die Kettlebell im Kraftsport einführte, erreichte Tim Ferriss ein ganz anderes Publikum. Viele probierten zum ersten Mal den Kettlebell-Swing – und erhielten damit intensive Erfahrungen.

Tim Ferriss hat das Kettlebell-Training nicht erfunden – aber auch er hat es populär gemacht. Indem er die Methoden von Pavel Tsatsouline in das Konzept des „4-Stunden-Körpers“ integrierte, verhalf er der „Kanonen-Kugel mit Griff“ zum Durchbruch in der Öffentlichkeit.

Timothy Ferriss: „Der 4-Stunden-Körper“, Juni 2011, Riemann Verlag, 608 Seiten

Foto (1): Taylor Prinsen, Riemann Verlag

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Literatur Tagebuch Trainer

Neu: Trainings-Tagebuch von Pia Scherenberger

Die Personal Trainerin Pia Scherenberger aus Köln (RKC Master) hat ihr „Trainingstagebuch: Trainingsjournal für funktionelles Training“ veröffentlicht. Als Autor wird „Iron Alex“ genannt – ein Pseudonym, hinter dem Pia selbst steht.

Für wen?

  • Einsteiger, die eine klare Struktur im Training suchen
  • Athleten, die Fortschritte nachvollziehen und dokumentieren wollen
  • Kettlebell- und Hantel-Training, funktionelles Training und Cross-Training

Hintergrund

„Die Idee für das Buch entstand, weil ich mir selbst ein Trainings-Tagebuch über Amazon kaufen wollte,“ sagte uns die Autorin. „Allerdings hat mir bei keinem angebotenen Modell der Aufbau zugesagt – vor allem, da ich mein Training in Blöcke unterteile. Auch fehlte die Möglichkeit, Kraft- und Ausdauer-Tests einzutragen oder weitere Infos zum ‚Warum‘ hinter den Einheiten.“

Aufbau und Inhalte

Das Trainings-Tagebuch umfasst 186 Seiten und ist in drei Editionen erhältlich: Schwarz, Grün oder Bunt. Die Autorin empfiehlt, mit den Übungen eines Workout fünf Trainings-Bereiche abzudecken:

  • Core: Übungen für Bauch- und Rumpf, Stabilität und Haltung
  • Skill: Technik und Bewegung
  • Power: Explosive Übungen mit Geschwindigkeit und Dynamik
  • Strength: Klassisches Kraft-Training
  • Finisher: Der Abschluss des Trainings, meist kurze Belastungen, um Herz-Kreislauf-System und Muskulatur noch einmal maximal zu fordern

Dazu kommen Jahres-Planung, Zwischen-Ziele und Re-Tests. Mit Platz für über 150 Workouts lässt sich damit ein komplettes Trainings-Jahr festhalten. Das Trainings-Buch ist undatiert, deshalb gibt es keinen Platzverlust nach Pausen, Krankheit oder Urlaub

Warum ein Buch statt Datei?

Dazu Pia Scherenberger: „Ich selbst habe noch Trainings-Tagebücher aus den 90ern. Für mich ist es deutlich motivierender, ein Buch in der Hand zu haben, damit zu dokumentieren und später darin zu blättern, als lediglich eine Datei zu pflegen.“

Für Sportler, die noch andere Werte aufzeichnen möchten, stellt Pia klar: „Die Herzfrequenz-Kontrolle erfolgt bei mir über eine App, eine bessere Darstellung ist hier durchaus möglich. Mehr als eine Seite pro Workout macht keinen Sinn, der Platz für Notizen ist bewusst so gewählt und für mich ausreichend.“

Die Rolle von „Iron Alex“ erläutert Pia so: „Das Pseudonym ‚Iron Alex‘ führt spielerisch durch das Buch und macht es auch für Sport-Beginner geeignet. Für den klassischen „Pumper“ ist das Konzept dagegen nicht gedacht – aber für diesen Bereich gibt es ausreichend Auswahl.“

Zur Autorin

Geboren in Leipzig, wird Pia Scherenberger 1994 Sachsen-Meisterin im Bodybuilding und 1995 Deutsche Vize-Meisterin im Bodybuilding (NABBA)

Bei RKC, der ältesten Kettlebell-Schule weltweit, ist sie als eine der ersten Kettlebell-Instruktoren in Deutschland zertifiziert. Als Master RKC gehört Pia zur deutschen Leadership und bildet zukünftige Kettlebell-Instruktoren aus

Seit 2012 lebt und arbeitet Pia Scherenberger als Personal Trainerin in Köln

Verfügbarkeit und Preis

  • Drei Farb-Editionen: Schwarz, Grün oder Bunt
  • Preis: 15,90 Euro pro Ausgabe
  • Erhältlich über Amazon

Fotos (3): Privat

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Tagebuch Training und Workout

Weniger bringt mehr?

Ein super-heißer Sommer, mein Training in Wohnung und Keller fällt schwer. Ich möchte auch nicht an die schweren Kettlebells, doch dafür erschließt sich ein ganz anderer Ansatz.

Kettlebell-Training ist kein Pump-Sport. Es geht nicht darum, einen Muskel „aufzupumpen“, bis er brennt – sondern darum, Kraft intelligent zu nutzen, Bewegungen zu meistern und den Körper als System zu begreifen.

So sieht des der Ansatz „Grease the Groove“ von Pavel Tsatsouline – oder: Weniger bringt oft mehr!

Statt dich im Training zu erschöpfen, kannst du auch jeden Tag ein bisschen stärker werden. „Grease the Groove“ bedeutet: Du trainierst eine Bewegung häufig, aber mit leichter Intensität – ohne Muskelversagen, ohne Erschöpfung. Genau richtig für den Hochsommer.

Beispiel: Du drückst die Kettlebell fünfmal am Tag – je nur einmal, mit perfekter Technik. Das summiert sich. Dein Nervensystem lernt. Deine Kontrolle wächst. Deine Kraft steigt.

Diese Art zu trainieren baut Stärke durch Wiederholung auf – nicht durch Erschöpfung. Und schon gar nicht durch Pumpen wie in den meisten Fitness-Studios.

Warum dein Körper ein System ist

Bewegung beginnt im Kopf. Dann kommen die Füße. Die Hüfte. Die Schultern. Die Arme. Die Kugel. Wer das ignoriert, trainiert im Chaos.

Technik bedeutet: Du steuerst die Kraft. Du kontrollierst den Pfad der Bewegung. Du weißt, wann du stark bist – und wann du pausierst, bevor es unkontrolliert wird.

Gute Technik schützt dich. Und sie macht dich langfristig stärker.

Spannung – oder: Die Kunst, sich nicht hängen zu lassen. Spannung ist kein Verkrampfen. Sie ist bewusste Kontrolle. 

Spannung entsteht in der Mitte: Bauch. Gesäß. Rücken. Nur wenn dein Körper stabil ist, kann Kraft fließen. Wer einfach nur „macht“, hängt in der Bewegung. Wer Spannung hält, steuert das Eisen.

Atmung – Das vergessene Werkzeug. Die richtige Atmung gibt Kraft. Sie stabilisiert das Zwerchfell, aktiviert den Rumpf und führt die Bewegung.

Atme ein, halte Spannung, entlade sie mit dem Ausatmen – taktisch, nicht automatisch. Beobachte Profis: Bei jedem Press, jedem Swing, jedem Snatch hörst du die Atmung.

Atmung ist kein Nebeneffekt. Sie ist Teil der Technik. Es geht nicht ums Pumpen. Es geht um Kontrolle.

Natürlich fühlt es sich gut an, wenn der Bizeps glüht. Aber Kettlebell-Training ist kein Bodybuilding. Es geht um Bewegungs-Qualität, Kraft-Übertragung und Körper-Bewusstsein.

Wer nur pumpt, wird müde. Wer mit Technik, Spannung, Atmung – und smarter Wiederholung – trainiert, wird besser.

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Anfänger Tagebuch Training und Workout

Bereit für den Deadlift?

„Perfektes Gerät für ein effektives Ganzkörper-Training: Die Kugelhantel.“ So wirbt Doppelherz heute für seine „essentiellen Aminosäuren mit Vitamin B6 und B12“ – und trifft damit den Nagel auf den Kopf. 

Das Foto zeigt eine Kettlebell mit 12 kg, erkennbar am blauen Farbcode und der eingravierten „12 KG“. Eine Person steht vor der Kettlebell wie kurz vor einem Deadlift.

Wer regelmäßig mit der Kettlebell arbeitet, der weiß: Kaum eine Übung ist so grundlegend, so funktionell und gleichzeitig so unterschätzt wie der Deadlift!

Der Start: Technik vor Gewicht

Bevor du überhaupt ans Heben denkst, zählt die Ausgangs-Position – präzise und sicher:

  • Kettlebell mittig zwischen den Füßen, der Griff zeigt quer, die Kugel etwa auf Höhe deiner Fußmitte
  • Füße schulterbreit, Zehen leicht nach außen, fest verwurzelt im Boden
  • Spanne deinen Rumpf an, ziehe den Bauch leicht ein, halte den Rücken neutral
  • Schiebe deine Hüfte nach hinten – nicht in die Knie wie bei einer Kniebeuge. Denk daran, wie du mit dem Po eine Tür schließen willst
  • Beuge den Oberkörper gerade nach vorn, wie ein Brett
  • Greife die Kugel mit beiden Händen, Arme gestreckt, Schultern direkt über oder leicht vor der Kugel
  • Zieh die Schulterblätter „in die Hosentaschen“
  • Dein Blick bleibt neutral nach vorn, Nacken in Verlängerung der Wirbelsäule
  • Atme tief in den Bauch, spanne dich auf – die Kugel ist „tot“, du hebst sie aus völliger Ruhe

Das ist der Beginn eines sauberen Kettlebell Deadlifts.

Für wen eignet sich der Deadlift mit 12 kg?

Nicht jeder muss mit 24 oder 32 Kilo starten. Die 12-kg-Kugel ist kein Spielzeug, sondern ein präzises Werkzeug für gezielte Ziele:

Anfänger

  • Ziel: Grund-Bewegung, Körper-Spannung
  • Warum: Niedriges Gewicht senkt das Verletzungs-Risiko
  • Ideal für: Trainings-Neulinge oder nach langer Pause

Ältere Menschen und Wieder-Einsteiger

  • Ziel: Kraft für den Alltag, sicheres Heben
  • Warum: Schonend für Gelenke, dennoch funktionell
  • Typisch: Senioren, die sich wieder unabhängiger bewegen wollen

Reha und eingeschränkte Beweglichkeit

  • Ziel: Bewegungs-Radius erweitern, kontrollierter Muskel-Aufbau
  • Warum: Technik vor Intensität – unter Anleitung
  • Wichtig: Physio-therapeutisches Konzept oder klare Strategie

Fortgeschrittene für Technik und Mobilität

  • Ziel: Technik-Feinschliff, Mobilität, Warm-up
  • Warum: Kontrolle, nicht Kraft – Fokus auf Details
  • Tipp: Kombiniere den DL mit isometrischen Halte-Phasen im Lockout

Schwangere und postnatales Training

(immer in Rücksprache mit Fachpersonal)

  • Ziel: Rumpf-Stabilität, bewusstes Bewegen
  • Warum: Moderate Last, hohe Körper-Wahrnehmung

Wann sind 12 kg zu wenig?

Für Kraft-Zuwachs und Muskel-Aufbau

  • Wer regelmäßig mit 24 kg oder mehr arbeitet, setzt mit 12 kg im Deadlift kaum Reize
  • Effekt: Der Deadlift verkommt zur „Pausen-Übung“, dir geht Trainings-Zeit verloren
  • Besser: Nutze 12 kg gezielt für Technik, als Mobilitäts-Booster oder Warm-up

Achtung bei Rückenschmerzen!

Ein häufiger Fehler: „Mit dem Rücken ziehen“ oder ein runder Rücken beim Heben ist auch bei leichtem Gewicht ein Risiko!

Regel: Erst Technik, dann Gewicht

Wenn du Rücken-Schmerzen hast, arbeite unbedingt mit professioneller Anleitung. Ein korrekt ausgeführter Deadlift kann helfen – ein falsch ausgeführter DL verschärft das Problem.

Das Fazit

Der Kettlebell Deadlift mit 12 kg ist ein Einstieg, ein wertvolles Tool für spezielle Trainings-Ziele und ein unterschätztes Mittel zur Technik-Pflege. Aber er ist kein Allheil-Mittel – und kein Ersatz für schweres Heben, wenn du echte Kraft-Reize setzen willst.

Foto(1): Queisser Pharma/Doppelherz

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Anfänger Senioren Tagebuch

Ein Sommer-Traum

Eine Kleinstadt in Oberfranken, wir gehen einkaufen. Eine Verkäuferin mit etwas Übergewicht, im Gespräch mit einer anderen Kundin. Anfang fünfzig, gepflegt, sympathisch. Sie will abnehmen, erzählt sie, hat schon ihre Ernährung umgestellt: Eiweiß, Vitamine, Ballast-Stoffe. Kaum noch Zucker, kein Alkohol.

Sehr gut, denke ich, aber dir fehlt noch Bewegung. Du brauchst etwas, das deinen Motor wieder anwirft. Vielleicht eine Kettlebell, sagen wir 6 kg oder 8 kg, gerne aus Plastik und in einer modischen Pastell-Farbe.

Damit trainierst du das Kreuzheben (Deadlift), die Grundübung im Gewichtheben und Bodybuilding, und Kniebeugen (Squat), so tief du kommst. Der Kettlebell Swing kommt später. Trainiere 15 Minuten, danach legst du einen oder zwei Ruhetage ein. Mach dir keinen Stress über Gewicht, Wiederholungen oder Sätze. Hauptsache, du fängst an.

Vielleicht stellst du nach einem Monat fest, dass du deinen Körper wieder spürst. Du kommst die Treppe etwas schneller hoch. Freust dich auf deine nächste Trainings-Einheit. Merkst du was? Deine Kettlebell beginnt zu wirken.

Dann willst du noch eine Kettlebell. Schwerer, aber eine aus Gusseisen. So wie sie die Trainer auf Youtube alle benutzen. Du machst damit die gleichen Übungen wie am Anfang, aber intensiver und länger. Immer auf eine saubere Technik achten. Qualität vor Quantität.

Du freust dich über deine Fortschritte: Eine tiefere Kniebeuge, 4 kg mehr beim Deadlift oder der erste Swing. Bist du schon süchtig nach deinem Kettlebell-Training?

Nach einem Jahr wirst du richtige Ergebnisse sehen. Weniger Gewicht, eine straffe Figur, mehr Beweglichkeit. Ohne Fasten und Diät, einfach nur mit deiner Kettlebell.

Aus der übergewichtigen Verkäuferin wird eine Frau, die sich „fit“ spürt – und das auch ausstrahlt. Du hast nicht nur Gewicht verloren, sondern etwas viel Wichtigeres gefunden: Stärke. Selbstvertrauen. Und dich selbst.

Fang klein an. Aber fang an!

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Tagebuch

Mehr Bahnen im Freibad

Einmal im Jahr gehe ich schwimmen – wirklich nur einmal. 2023 und 2024 waren es jeweils 12 Bahnen. Dieses Jahr, am 23. Juni 2025, waren es plötzlich 17 Bahnen in derselben Zeit (je 50 m, 68 Jahre). Keine neue Technik, kein anderes Becken, keine Flossen. Nur ich, das Wasser – aber 5 Bahnen mehr.

Was ist passiert?

Ich glaube, Pavel Tsatsouline hätte dafür eine einfache, aber tiefgründige Erklärung: „Strength is a skill. Practice it smart.“ Und das gilt nicht nur für Kettlebell-Presses oder Deadlifts. Auch Ausdauer ist ein trainierbarer Skill, der mit regelmäßiger Belastung wächst, selbst außerhalb des Wassers.

Meine jährliche Schwimm-Einheit wurde nicht durch Schwimm-Training besser, sondern durch das, was ich sonst tue: Kettlebell-Training mit Bedacht, Atmung unter Last, Kraft-Ausdauer mit System. Jeder High Row, jeder Press, jeder saubere Clean lehrt den Körper Effizienz – und diese Effizienz überträgt sich auf andere Bewegungen.

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Tagebuch Trainer Training und Workout

Fit durch den Sommer

Wenn der Sommer kommt und das Thermometer über 30 Grad steigt, ist es Zeit für gesunden Menschen-Verstand – besonders beim Kettlebell-Training. Große Namen wie Pavel Tsatsouline, Dan John oder Brett Jones haben kluge Gedanken zum Training bei Hitze formuliert. Ihre Empfehlungen lassen sich bestens auf dein Sommer-Training übertragen.

Pionier Pavel Tsatsouline:

  • „Trainiere, aber erschöpf dich nicht!“
    Gerade bei Hitze ist weniger oft mehr. Volumen und Intensität sollten bewusst gewählt sein. Höre auf deinen Körper, reduziere das Tempo, mach öfter Pause.
  • „Strength is a skill.“ Kraft ist wie eine Fähigkeit. Du würdest bei 35 Grad auch kein anspruchsvolles Musikstück proben. Trainiere smart, nicht hart.
  • „Fatigue is the enemy, not the goal.“ – Wenn du bei Hitze trainierst, ist Ermüdung nicht dein Trainings-Ziel, sondern dein größter Feind. Bleib technisch sauber, arbeite mit Wiederholungen, die du kontrollieren kannst.

Top-Trainer Dan John:

  • „You can’t serve two masters –  heat and high performance.“
    Soll heißen: Du kannst nicht gleichzeitig bei Hitze Höchst-Leistungen bringen und dich nicht ruinieren. Passe dein Training an, bleib langfristig am Ball.
  • „The goal is to keep the goal the goal.“
    Wenn dein Ziel Technik, Kontinuität oder Mobilität ist, dann bleib bei deiner Linie – aber mach’s hitzetauglich.
  • „If it’s important, do it every day. If it’s not, don’t do it at all.“
    Tägliche kurze Einheiten – ein paar Swings, ein Satz Goblet Squats – sind oft sinnvoller als große Pläne, die nie stattfinden.

Brett Jones, Director bei StrongFirst:

„Don’t test your strength, build it.“
Sommerzeit ist Aufbau-Zeit. Verzichte auf Kraft-Tests, bleib bei sauberer Technik.

Schwarzgurt Steve Maxwell:

„Train like a farmer, not like a rock star.“
Also: Trainiere bodenständig, regelmäßig, angepasst an die Realität – nicht für Likes, sondern für echte Fortschritte.

Das Fazit:

Du musst im Sommer nicht pausieren – aber du solltest dich anpassen. Weniger Ballern, mehr Bewusstsein. Deine Kettlebell ist nur ein Werkzeug – auch im Hochsommer.

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