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Kettlebell Tagebuch

Finde den Fehler!

Wer im Web nach Kettlebells sucht, stößt immer wieder auf die „Original Russian Kettlebell“. Klingt authentisch – ist es aber oft nicht. Denn bei genauerem Hinsehen entpuppen sich viele dieser Produkte als moderne Imitationen mit wenig historischer Substanz. Wir schauen einmal genauer hin:

Falsche Bauform

Die ursprünglichen russischen Kettlebells (russisch: гиря) bestanden aus Gusseisen mit einer einfachen, runden Form. Die heutigen sogenannten „Original Russian Kettlebells“ haben jedoch die Bauform der Competition Kettlebells – also eine standardisierte Hohlform mit einheitlicher Größe, unabhängig vom Gewicht. Diese Form wurde jedoch nicht in Russland, sondern in Westeuropa entwickelt, genauer: Sie entstand für den internationalen Kettlebell-Sport (Girevoy Sport), um faire Wettkampf-Bedingungen zu schaffen.

Falsche Beschriftung

Ein weiteres Indiz: Die englische Gravur. Wer sich mit russischen Kettlebells auskennt, weiß: Die originalen Modelle hatten in der Regel eine russische Beschriftung, etwa das Gewicht in Kilogramm in kyrillischer Schrift. Eine Gravur wie „16 KG“ in lateinischen Buchstaben ist ein sicheres Zeichen für eine westlich designte Kettlebell – nicht für ein russisches Original.

Falsche Farbgebung

In der internationalen Kettlebell-Welt ist der sogenannte Farbcode Standard: Jedes Gewicht hat seine eigene Farbe (zB. Gelb = 16 kg, Grün = 24 kg, Rot = 32 kg). Die „Original Russian Kettlebell“ aus dem Online-Shop kommt dagegen komplett schwarz lackiert, mit maximal einem farbigen Ring am Griffansatz. Das ist optisch dezent – aber eben kein internationaler Standard und auch nicht russisch traditionell. Die klassischen russischen Gusseisen-Kettlebells waren meist ebenfalls schwarz oder dunkelgrau – aber ohne jeglichen Farbring.

Fazit: Marketing statt altes Russland

Der Begriff „Original Russian Kettlebell“ wird heute häufig irreführend verwendet. Was verkauft wird, ist ein Hybrid: Außen Competition-Form, innen moderne Fertigung – aber mit einem „russischen“ Label versehen, weil es sich gut verkauft.

Wenn du wirklich wie ein russischer Girevik trainieren willst, achte auf:

  • Gusseisen-Bauweise ohne Hohlkörper
  • klassische Form (kein Competition-Standard)
  • russische Gravuren (wenn authentisch)
  • keine Farbkennzeichnung am Horn – oder komplett schwarz

Mehr als Optik

Diese Anmerkungen betreffen lediglich die Optik und das Design dieser Kettlebells. Erst ein praktischer Test belegt ihre tatsächliche Qualität. Die Kriterien sind Griffqualität, Gewichts-Genauigkeit und Balance, Verarbeitung und Material-Qualität, Lackierung und Beschichtung.

  • Achte auf:
    • Pulverbeschichtung oder roher Stahl – je nach Vorliebe.
    • Kein Hochglanz-Lack – der wird rutschig.
    • Farbe nach Wettkampf-Norm (zB. 16 kg gelb, 24 kg grün) für schnelle Gewichtserkennung.

Foto (1): IFS GmbH, Wassenberg

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Szene Wettkampf

Vom Markt-Gewicht zum Symbol für Stärke

Diese Competition Kettlebell (l.) ist nur 4 kg schwerer als die Gusseisen-Kettlebell

Die Tradition der Kettlebell oder Girya ist in Russland und Osteuropa tief verwurzelt und reicht von bäuerlichen Märkten über militärisches Training bis hin zu internationalen Wettkämpfen. 

Was als einfaches Gewicht zum Wiegen begann, entwickelte sich zu einem umfassenden Trainings-System, das körperliche Stärke, Ausdauer und Disziplin fördert. Diese Tradition lebt bis heute in den Disziplinen des Kettlebell-Sports weltweit weiter.

Anfänge des Kettlebell- oder Girevoy-Sports

In den 1940er und 1950er Jahren entwickelte sich der Kettlebell-Sport, auf Russisch: Girevoy-Sport. Dieser Sport konzentriert sich auf Disziplinen, die darauf abzielen, die Kraftausdauer zu messen. 

Die Haupt-Disziplinen im Kettlebell-Sport sind der Snatch, Jerk und Clean and Jerk, die alle darauf abzielen, möglichst viele Wiederholungen in einer vorgegebenen Zeit durchzuführen. Dieser Sport erfordert neben Muskelkraft auch enorme Ausdauer und Technik.

In der Sowjetunion wurde der Titel „Meister des Sports“ an herausragende Athleten im Kettlebell-Sport verliehen, was eine hohe Ehre darstellte. Der Kettlebell-Sport war insbesondere bei Arbeitern, Soldaten und Sportvereinen sehr beliebt.

Verbreitung in Osteuropa und international

Neben Russland ist die Kettlebell auch in anderen osteuropäischen Ländern wie der Ukraine, Weißrussland und den baltischen Staaten populär. Der Kettlebell-Sport breitete sich über den gesamten Ostblock aus, insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion begann der Kettlebell-Sport, international bekannter zu werden. Trainer wie Pavel Tsatsouline, ein ehemaliger russischer Fitness-Trainer, trugen maßgeblich zur Verbreitung des Kettlebell-Trainings im Westen bei. Insbesondere in den USA und Europa gewann das Training an Popularität.

Symbol für Stärke und Fitness

In Russland ist die Kettlebell nicht nur ein Sportgerät, sondern auch ein kulturelles Symbol. Sie steht für Kraft, Disziplin und Ausdauer, Werte, die in der russischen Gesellschaft traditionell hoch angesehen werden. 

Im ganzen Land ist das Training mit der Girya tief in der Alltagskultur verankert, und es gibt traditionelle Wettbewerbe, bei denen lokale Athleten ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.

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Kettlebell

Um diese Kettlebell dreht sich alles

RKC Kettlebell von Dragon DoorEine Kettlebell mit 16 kg ist für einige das ultimative Zielgewicht, andere sehen sie als den Beginn eines intensiveren Trainings. Kurz: Die Kettlebell mit 16 kg ist eines der gängigsten Gewichte.

Das Gewicht dieser Kettlebell ist auf das „Pud“ zurückzuführen, ein altes russisches Gewicht von 16,38 kg. Es wurde in Russland bis zur Einführung des metrischen Systems im Jahr 1924 verwendet und war üblich für das Wiegen von Getreide, Kartoffeln und anderen Produkten.

Gewichte mit 1 Pud hatten oft die Bauform der heutigen Kettlebell mit einer Eisenkugel und Griffbügel, in Russland werden diese Kugeln „Girya“ genannt. Mit dieser Form ließen sich die Gewichte leicht handhaben und transportieren. Es liegt nahe, dass Bauernbuben und Knechte die Zeit eines Marktes damit verbrachten, die Gewichte zu stemmen oder zu jonglieren.

Vom Pud mit 16 kg ausgehend, haben die heute gängigen Kettlebells einen Teil oder ein Vielfaches dieses Gewichtes. Die meisten Kettlebells wiegen zwischen 4 kg und 48 kg. So sind 8 kg ein halbes Pud und 24 kg das 1,5-fache Pud.

Im 19. Jahrhundert begannen russische Soldaten und Athleten, die Girya als Trainings-Gerät zu verwenden, denn die Übung mit Kettlebells entwickelte Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit.

1948 fanden die ersten nationalen Girya-Wettkämpfe der Sowjetunion statt. Der Sport verbreitete sich, Regeln und Gewichtsklassen wurden eingeführt, und bis heute findet sich in fast jedem Haushalt in Osteuropa eine Kettlebell.

Das organisierte Kettlebell-Lifting, auch als Girevoy Sport bekannt, umfasst die Disziplinen Stoßen (Jerk), Reißen (Snatch) und den Langzyklus (Long Cycle) aus Clean (Umsetzen) und Jerk. Die verwendeten Kettlebells haben ein Gewicht, das sich aus dem traditionellen Pud errechnet:

Gewichtsklassen für Männer

  • 16 kg (Gelb): Für Anfänger und Junioren
  • 24 kg (Grün): Fortgeschrittene Wettkämpfe
  • 32 kg (Rot): Elite- und Profiwettkämpfe

Gewichtsklassen für Frauen

  • 8 kg (Pink): Für Anfänger und Junioren
  • 12 kg (Blau): Fortgeschrittene Wettkämpfe
  • 16 kg (Gelb): Elite-Wettkämpfe

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