Gibt es noch einen Boom der Kettlebell? Wie sollte man sein Training ausrichten? Wir sprachen mit Florian Petri, CEO von Kernwerk aus Siegen. Sein Unternehmen bietet eine umfassende Fitness-App, die von einer Community aus mehreren tausend Sportlern geschätz wird.
Du bist schon lange dabei. Wie hat sich die deutsche Kettlebell-Szene verändert?
Florian Petri: Ich denke, dass in den 2010ern ein ziemlicher Kettlebell-Hype entstanden ist. In den vergangenen Jahren haben wir in meines Empfindens die Spitze dieses Hypes überschritten. Und das halte ich für etwas Gutes. Natürlich ist es immer schön, wenn man merkt, dass mehr Menschen mit Kettlebells trainieren. Der Hype hatte jedoch dazu geführt, dass auch viele schlechte Trainings-Angebote aus dem Boden geschossen sind, weil jeder auf den Kettlebell-Zug aufspringen wollte. Ich habe das Gefühl, dass sich das etwas gelegt hat und die Qualität des Kettlebell-Trainings durchschnittlich etwas gestiegen ist.
Was fehlt, was wünschst du dir?
Florian Petri: Auch wenn die Qualität in meiner Wahrnehmung in den vergangenen Jahren durchschnittlich gestiegen ist, wünsche ich mir, dass es beim Kettlebell-Training mehr Qualitäts-Kontrolle gibt. Eigentlich ist das ein Problem der gesamten Fitness-Branche, aber beim Kettlebell-Training ist es besonders „schlimm“. Ich wünsche mir, dass wir zum einen noch mehr Leuten das Training mit Kettlebells schmackhaft machen; und das wir die technischen und inhaltlich guten Trainings-Angebote mehr herausstellen.
Welcher Kettlebell-Pionier hat dich am stärksten beeinflusst?
Florian Petri: Am meisten haben mich Steve Cotter und (im deutschen Raum) Johannes Kwella und Daniel Hahn damals zu den Kettlebells gebracht. Schöne Grüße an die Kollegen!
Auf welchen Erfolg bist du besonders stolz?
Florian Petri: Meine persönlichen Erfolge hatte ich beim Kettlebell-Training immer weniger im Blick, aber wirklich stolz bin ich darauf, dass wir bei Kernwerk mittlerweile tausende Leute an das Kettlebell-Training gebracht haben. Wir können in unserer Trainings-App gut nachverfolgen, ob die Leute nach einer gewissen Zeit der Mitgliedschaft zum ersten Mal mit einer Kettlebell trainieren – und ob sie dann auch dabei bleiben. Ich bin sehr stolz darauf, dass so viele Menschen offensichtlich durch das Kernwerk-Training die Kettlebell entdeckt haben und viele davon auch dabei geblieben sind.
Was ist deine Mission, was willst du deinen Schülern vermitteln?
Florian Petri: Wir möchten vor allem zwei Dinge vermitteln:
- Erstens: Die Reise zu echter Fitness, besonders mit Kettlebells, ist kein Sprint, sondern eine lebenslange Reise. Dein Training wird dich bis ins hohe Alter begleiten und dir lebenslang Freude und Fitness bringen.
- Zweitens: Stell dich darauf ein, auf dem Weg zu deinen Zielen kräftig zu schwitzen. Echtes Training ist anstrengend – und das ist vollkommen okay. Anstrengendes Training kann enorm viel Spaß machen. Unser Motto ist: Such keine Abkürzungen, sondern lass uns dir helfen, den Weg zu genießen.
Was macht dein Training so besonders?
Florian Petri: Das ist einfach: Ich selbst trainiere seit nun fast 7 Jahren nur noch mit Kernwerk. Die Besonderheit ist, dass du vor jedem Training genau entscheiden kannst, welches Equipment du hast. Ich kombiniere meistens Kettlebell- und Langhantel-Training; wenn ich einmal unterwegs bin, kann ich der App auch einfach sagen, dass ich nichts davon gerade besitze. Ich bekomme dann ein passendes Training berechnet. Mein Training macht daher aus, dass ich in der Regel mit so viel Eisen wie möglich trainiere – hier und da aber unterwegs zwangsläufig Bodyweight-Training einstreue.
Welche 3 Tipps hast du für Einsteiger, die ernsthaft mit Kettlebells trainieren möchten?
Florian Petri: Ich denke, es gibt viele gute Tipps, aber die wichtigsten für Einsteiger sind meiner Meinung nach:
- 1. Sei konsistent. Starte mit mindestens 2, besser 3 Trainings-Einheiten pro Woche und bleibe mindestens ein halbes Jahr 100 % konsequent dabei. In der Regel stellen sich erste Erfolge schnell ein und nach einem halben Jahr beginnt langsam auch die Technik besser zu sitzen. Das passiert aber nur, wenn du regelmäßig trainierst.
- 2. Schau dir gute Anleitungen an – oder geh auch zu einem Kettlebell-Seminar, wenn du die Möglichkeit hast. Eine gute Technik ist im Kettlebell-Sport wichtig. Dass deine Technik noch nicht perfekt ist, sollte dich in keinem Fall davon abhalten, einfach mal zu starten. Aber mittelfristig ist es wichtig, dass deine Technik sitzt und dass deine Übungs-Ausführung gut ist.
- 3. Hol dir gutes Equipment. Egal für welche Art der Kettlebell du dich entscheidest, hol dir etwas „Ordentliches”. Es gibt seltsame Discounter-Modelle in unpraktischen Formen und aus schlechtem Material. Am Anfang kannst du das in der Regel noch nicht einschätzen, doch die Nachteile im Training sind da. Daher empfehle ich immer: Geh zu einem der etablierten Kettlebell-Anbieter und decke dich mit einer guten Competition-Kettlebell oder je nach Vorliebe Gusseisen-Kettlebell ein.
Weitere Infos: www.kernwerk.de
Fotos (3): Kernwerk GmbH, Siegen